Zum Geleit
Liebe Leserinnen und Leser,
die wissenschaftlich-theologische Auseinandersetzung mit dem Islam befindet sich in Deutschland in den Anfängen. Einen wichtigen Anstoß erhielt diese durch die Empfehlungen des Wissenschaftsrates zur Etablierung der „Islamischen Studien" an deutschen Universitäten im Januar 2010, die bei den Akteuren in Politik, Gesellschaft und Wissenschaft auf breite Zustimmung und Resonanz gestoßen sind. Die Universitäten in Tübingen, Osnabrück/Münster, Frankfurt/Gießen, Erlangen-Nürnberg stehen bereits als Standorte fest, die in Zukunft einen islamischtheologischen Studiengang anbieten sollen. Als bundesweit erste Hochschule hat die Goethe-Universität Frankfurt bereits zum Wintersemester 2010/11 den Bachelor-Studiengang „Islamische Studien" eingeführt. Damit scheint endlich allseits die Notwendigkeit erkannt, dass sich Muslime in Deutschland rational mit ihrer eigenen religiösen Tradition und ihrem Glauben auseinandersetzen und dass hierfür die nötigen institutionellen Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen.
Durch die Ihnen vorliegende „Zeitschrift für Islamische Studien" (ZIS) wollen wir als Studierende am Institut für Studien der Kultur und Religion des Islam der Goethe-Universität Frankfurt einen Beitrag zur Entwicklung islamisch-theologischer Diskurse in Deutschland leisten. Dabei ist vordergründiges Anliegen der ZIS, eine öffentliche Plattform zu schaffen, auf der vor allem Studierende und Nachwuchswissenschaftler der Islamischen Theologie und benachbarter Disziplinen – über Frankfurt hinaus – ihre wissenschaftlichen und essayistischen Reflektionen über den Islam veröffentlichen und zur Diskussion stellen können.
Den inhaltlichen Schwerpunkt der ZIS sollen der Erwerb, die Analyse und kritische Diskussion der klassisch-islamischen Wissenschaften (Koranexegese, Ḥadīṯwissenschaft, Islamisches Recht, Systematische Theologie usw.) und ihrer Methodologien sowie die Erschließung und Diskussion neuer Fächer (Islamische Religionspädagogik, Gemeindepädagogik, Homiletik) bilden. Zwar steht die Religion des Islams somit im Fokus der ZIS, jedoch sollen auch kulturelle Aspekte des muslimischen Lebens (Musik, Kalligraphie, Architektur) sowie gesellschaftspolitische Themen rund um den Islam und die Muslime im deutschen bzw. europäischen Kontext Gegenstände der Auseinandersetzung sein. Dabei sollen auch aktuelle Themen wie der interreligiöse Dialog oder „Islam und Gender“ berücksichtigt werden. Ferner sollen durch Übersetzungen aus dem islamischen Sprachraum, die von der studentischen Redaktion angefertigt werden, neue Impulse für die Islamische Theologie in Deutschland gesetzt und zur Diskussion eröffnet werden.
Die ZIS versteht sich somit in erster Linie als eine Plattform für die Erforschung des Islams aus der Binnenperspektive. Sie sieht sich allerdings – ganz in der Tradition des Frankfurter Instituts – der Interdisziplinarität verpflichtet. Eine dialogische Diskussionskultur über den Islam, bei der die islamische Binnenperspektive in den Dialog mit den benachbarten Disziplinen (Islamwissenschaft, christliche Theologien, Religionswissenschaft etc.) tritt, erachten wir nicht nur als bereichernd, sondern auch als notwendig für eine in der Mitte der deutschen Gesellschaft und Wissenslandschaft verorteten Islamischen Theologie.
Die ZIS erscheint halbjährig zunächst nur im elektronischen Format, welche über die Redaktionsemail bezogen werden kann. Beiträge der ZIS werden sowohl in Deutsch als auch in Englisch veröffentlicht.
Abschließend gilt es einen herzlichen Dank an die Studierenden auszusprechen, ohne deren großes, ehrenamtliches Engagement diese Zeitschrift nicht zustande gekommen wäre. Auch möchten wir den Lehrenden des Frankfurter Instituts danken, die uns bei Fragen immer zur Seite gestanden haben.
Viel Vergnügen beim Lesen wünscht
Die Redaktion